Teil 1: Generationen im Wandel-Wenn aus Stärke Bequemlichkeit wird

-Der Wandel der Generationen und warum das Lösen von Problemen so entscheidend ist

„Harte Zeiten schaffen starke Menschen.
Starke Menschen schaffen gute Zeiten.
Gute Zeiten schaffen schwache Menschen.
Schwache Menschen schaffen harte Zeiten.“

Oder..

„Mein Großvater ritt auf einem Kamel, mein Vater ritt auf einem Kamel, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, mein Enkel wird wieder auf einem Kamel reiten.“

Diese Worte – mal einem Kalifen, mal einem unbekannten Philosophen zugeschrieben – bringen einen tiefen Kreislauf menschlicher Entwicklung auf den Punkt. Einen Kreislauf, der nicht nur auf individueller Ebene wirkt, sondern ganze Generationen prägt – in ihrer Mentalität, ihrer Kraft, ihren Herausforderungen. Und genau diesen Kreislauf möchte ich in diesem zweiteiligen Beitrag beleuchten.

Nicht als Kritik. Sondern als Einladung, zu verstehen. Und wieder bewusst zu gestalten.

Denn wer die Prägungen der Vergangenheit erkennt, versteht die Überforderung der Gegenwart – und erkennt, was die Zukunft braucht.

Die Generation der Kriegsteilnehmer:innen (Geboren ca. 1925–1945)
Überleben ist alles.

Diese Menschen wurden im oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg groß. Ihre Kindheit war geprägt von Hunger, Verlust, Angst, Flucht, Entbehrung. Emotionaler Halt war selten, körperliche Sicherheit oft nicht gegeben. Man musste funktionieren. Überleben. Helfen. Aushalten. Gefühle wurden selten gezeigt – nicht, weil sie nicht da waren, sondern weil kein Raum dafür war.

Diese Generation entwickelte enorme Widerstandskraft, Pragmatismus und Disziplin. Gleichzeitig fehlten häufig emotionale Vorbilder. Der Fokus lag auf Leistung, Wiederaufbau und dem Schweigen über das Erlebte.

Die Babyboomer (Geboren ca. 1946–1964)
Sicherheit durch Struktur.

Sie wurden in eine Welt geboren, die sich mühsam stabilisierte. Der wirtschaftliche Aufschwung begann, klassische Rollenbilder wurden gelebt: Vater verdient, Mutter erzieht. Ordnung, Disziplin, Fleiß und Anpassung galten als Tugenden. Leistung war gleichzusetzen mit Wert.

Gleichzeitig wurden Gefühle weiterhin wenig reflektiert. Psychische Probleme galten als Schwäche. In vielen Familien wurde wenig gesprochen – und wenn, dann sachlich. Diese Generation wurde zu Leistungsträgern, häufig jedoch auf Kosten innerer Verbindung.

Generation X (Geboren ca. 1965–1980)
Freiheit ohne Anleitung.

Die Kinder der Boomer wollten anders sein. Sie wuchsen mit mehr Wohlstand auf, aber auch mit wachsender emotionaler Distanz. Viele erlebten Trennungen, Unsicherheit und ein „Mach was aus deinem Leben“ – aber ohne wirkliche Begleitung. Die Welt wurde individueller, schneller, lauter. Spiritualität, Psychologie, alternative Lebensmodelle fanden ihren Raum – aber oft ohne Wurzeln.

Diese Generation hat viel aufgebrochen – und oft selbst nach Halt gesucht. Sie begann, die Sprache der Gefühle zu lernen – und merkte, wie wenig sie diese von den Eltern gelernt hatte.

Generation Y (Geboren ca. 1981–1995)
Alles ist möglich – und nichts ist sicher.

Karriere, Selbstverwirklichung, Beziehung, Reisen – am besten alles auf einmal. Die Gen Y wuchs auf mit dem Versprechen: „Du kannst alles sein.“ Und gleichzeitig mit der Realität: „Aber wehe, du scheiterst.“

Gen Y (why) hinterfragt.
Diese Generation ist reflektiert, emotional offen, vielfach gut ausgebildet – aber auch erschöpft. Viele erleben Orientierungslosigkeit, Überforderung und innere Zerrissenheit. Sie wissen, wie man über Gefühle spricht – aber nicht immer, wie man sie hält. Viel Wissen – wenig Erdung.

Generation Z (Geboren ca. 1996–2010)
Digital geboren – analog entwurzelt?

Die erste Generation, die von Anfang an mit Smartphones, Internet und Social Media lebt – und nicht daran vorbeikommt. Schnell, kreativ, vernetzt – aber auch voller Vergleich, Druck und permanenter Reizüberflutung. Sie haben verlernt, sich auf eine Sache zu konzentrieren und zu fokussieren. Die Aufmerksamkeitsspanne lässt drastisch nach. Die Welt ist permanent verfügbar – aber kaum noch greifbar.

Viele dieser jungen Menschen leiden unter Ängsten, Überforderung, Depressionen, Instabilität. Sie sind mit Themen konfrontiert, für die es keine analogen Vorbilder gibt, und stoßen aus nachvollziehbaren Gründen mit anderen Generationen zusammen. Es gibt Streit, Diskussionen und Aufregung aufgrund der fehlenden Fähigkeit, Fehler einzugestehen und andere Meinungen zu akzeptieren oder zu reflektieren.

Gleichzeitig sind sie hochsensibel, mitfühlend, ökologisch bewusst – jedoch oft ohne sich wirklich zu informieren oder zu hinterfragen, was sie in den sozialen Medien gesehen haben. Sie sind mutig, ihre Ideale zu verbreiten – aber oft ohne andere Meinungen zuzulassen. Der Dunning-Kruger-Effekt spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Sie haben es „zu leicht“ und sind deshalb oft zu schnell überfordert.

Generation Alpha (ab ca. 2011)
Die Kinder der digitalen Welt.

Noch ist unklar, wie sich diese Generation entwickeln wird. Doch schon jetzt zeigt sich: Sie wachsen in einer Welt auf, in der kaum noch zwischen analog und digital unterschieden wird. Viele erleben gleichzeitig große Freiheit und emotionale Unsicherheit. Sie sind oft sehr klug, kreativ und sensibel – aber auch schnell überreizt.

Was sie brauchen? Präsenz. Verbindung. Sicherheit. Und Menschen, die ihnen zeigen, wie man Probleme löst – nicht, wie man sie vermeidet.
Hilfe zur Selbsthilfe, nicht: „Ich nehme dir alles ab“, so wie es der Gen Z widerfahren ist.

Ein Blick zurück – mit Verantwortung für morgen
Jede Generation ist ein Spiegel ihrer Zeit. Und jede Zeit formt mit, was wir weitergeben. Eltern, Lehrer:innen, Medien, Gesellschaft – all das prägt Kinder und Jugendliche. Wenn wir uns also fragen, warum heutige Kinder und Jugendliche mit so vielem hadern, dürfen wir den Ursprung nicht ignorieren:

  • Wie wurden ihre Eltern geprägt?

  • Was hat deren emotionale Welt geformt?

  • Und welche gesellschaftlichen Entwicklungen haben den Nährboden bereitet?

In Teil 2 geht es deshalb genau darum: Warum das Lösen von Problemen so entscheidend ist. Warum wir nicht alles „leichter“ machen sollten – sondern mutiger. Warum nicht das Problem das Problem ist – sondern die Vermeidung.

Denn echte Stärke entsteht, wenn wir lernen, Herausforderungen nicht nur zu ertragen – sondern durch sie zu wachsen und zu lernen, zu reflektieren.

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Wenn zu viel Östrogen im Körper ist – und keiner spricht darüber